Januar 2020
Laut Kalender wäre jetzt Winter, aber die Temperaturen haben sich gegenüber Spätherbst kaum geändert. Zu kalt zum Kleben, aber sonst ganz brauchbar. Die Winterplane war bisher eigentlich unnötig.
So gibt es auch im Januar Umbaufortschritte: Die "Froli"-Kojenfederung und die Matratzen sind fertig.
März 2020
Die Winterplane ist weg. Passende Temperaturen vorausgesetzt, kann ich jetzt mit dem Süllrand ums Cockpit anfangen.
Der Mast bleibt noch liegen, damit der Regenschutz jetzt hinten über das Boot gespannt werden kann.
Hier hilft mir mein Vater beim Zusägen der Winkelleisten
Im Vergleich zum Kajütaufbau ist der Süllrand eine übersichtliche Sache. Trotzdem ist es nicht ganz einfach, die vorhandenen Bauteile wie Backskistendeckel usw. zu berücksichtigen, und dabei eine brauchbare Sitzposition zu ermöglichen.
Die Deckswölbung auszugleichen, damit in den Fächern kein Regenwasser stehen bleibt, macht mehr Arbeit als gedacht.
Ablauföffnungen im hinteren Bereich sollen dafür sorgen, daß das nicht alles über den Backskistenrand entwässert werden muss.
So sieht der Süllrand fertig lackiert aus.
Innerhalb der Befestigungsbohrungen für die Genuawinsch ist das Ende des Zugankers ins Deck zu sehen.
Auf dem Bild ist eine Eigenschaft der Freiluftwerkstatt gut zu erkennen. Nicht nur Temperaturschwankungen und Regenrisiko können Schwierigkeiten bereiten. An sonnigen Tagen kann der Kontrast zwischen weißen Flächen und Schattenbereichen sehr irritieren.
April 2020
Nach dem Cockpit geht es wieder in der Kajüte weiter. Die über den Winter lackierten Einbauteile uns sonstiges Zubehör sind im Haus ziemlich im Weg und sollten möglichst bald wieder an ihren Platz. Dazu muss zuvor der Hauptspantbereich komplettiert und alle Einbauten lackiert werden.
Die Verlängerung der Kajüte um 25 cm ist eine große Veränderung. Schwächungen der mechanische Struktur müssen entsprechend kompensiert werden. Ursprünglich waren Kajütrückwand und Hauptspant durch einen Brückendeckbereich von der Cockpitwanne getrennt. Der Raum unter dem Cockpit war durch einen ca. 150 cm breiten, zentralen Ausschnitt erreichbar, über dem der Spant eine Querschnittshöhe von ca. 10 cm hatte. Die beiden braunen Flächen rechts und links in den Stauräumen sind die Spantquerschnitte beiderseits dieser Öffnung.
Die Decksauflage ist jetzt ein ein Querträger, der zusammen mit der Rückwand direkt am Vorderende der Wanne sitzt. Durch die mittige Abstützung entsteht hier ein zusätzlicher, zweiter Spant mit jeweils einer Öffnung rechts und links. Da die vorhandenen Längsversteifungen nicht geschwächt werden sollten, ist dieser allerdings nur in Segmenten eingesetzt und verbunden. (Die Niedergangstreppe ist rechts im Bild nur abgestellt und sitzt natürlich normalerweise vor der Abstützung.)
Auf der Steuerbordseite ist an der Rumpfseitenwand in der Höhe der Hundekoje kein neues Spantsegment vorhanden. Dafür läuft davor der Originalspant mit dem vollen Querschnitt bis zum Deck durch.
Auf der Backbordseite ist der vordere Originalspant und der 25 cm dahinter liegende Zusatzspant gut zu erkennen. Im Endausbau wird die Vorderwand der Backskiste noch zusätzliche Aussteifung beitragen.
Im Bodenbereich ist die Höhe des Originalspants (Bildmitte) zwar prinzipiell unverändert. Um die Kajüte aber optisch durchgängig erscheinen zu lassen und nicht "angestückelt", wurde der Übergang zu den Seiten nicht ausgerundet, sondern stattdessen unter der Bodenhöhe erheblich und z. T. mit hochkant gestelltem Flachstahl verstärkt. Außerdem ergibt sich zusammen mit den Längsaussteifungen und den neuen Spantsegmenten (im Bild oben) eine über den Boden und die Kimmrundungen laufende wabenförmige Verrippungsstruktur. Ein Prinzip, wie es auch z. B. zur Versteifung flächiger Kunststoffteile angewandt wird.
Mai 2020
Die Pantry ist inzwischen weitgehend fertig. Der Flammschutz der linken Kochstelle kann vom Fenster weggeklappt werden und dient dann als Ablagefläche.
Kocher, Spülbecken, Schublade und Schranktür waren früher Bestandteil des Längsschranks an Backbord. Der Aufwand die Türen an die neuen Abmessungen anzupassen war deutlich höher als eine Neuanfertigung. Aber ich wollte möglichst viele Originalmerkmale erhalten.
Die tausend Kleinigkeiten werden nach und nach komplettiert. So wird der Toilettenraum mit Chemieklo, Kleiderhaken fürs Regenzeug, Lampe und Spiegel "möbliert".
Außerdem bekommt das Schiff seinen neuen Namen. Völlig unfeierlich klebe ich einfach die Folie auf. Der Sekt wird dann beim ersten Kontakt mit dem Wasser geköpft.
Das Wort hat nichts mit buddhistischer Erleuchtung zu tun, sondern es leitet sich von der Rebsorte "Satin Noir" ab, mit dem wir unseren Weinberg dieses Frühjahr neu bepflanzt haben. Das ist eine pilzwiderstandsfähige Rotweinsorte. Wenn die Rebstöcke sich gut entwickelt, kann damit die sonst im Frühsommer etwa alle 10 Tage nötige Bekämpfung von falschem und echtem Mehltau entfallen und wir haben mehr Zeit zum segeln.
Bei der Suche nach den Stoffen für die Polsterbezüge und Vorhänge werden wir wieder dort fündig, wo wir schon die schönen Vorhänge unseres Diabolo entdeckt hatten, bei der Weberei Zweigart & Sawitzki in Sindelfingen. Die Firma ist einer der wenigen Überbleibsel aus der Zeit im 19. Jahrhundert, als Sindelfingen eine bedeutende Weberei- und Textilhandwerksstadt war. (Im 20. Jahrhundert ging dann bekanntlich über der Stadt ein Stern auf, der bald alle anderen Wirtschaftszweige überstrahlte.)
Umsäumen, anzeichnen, nähen, beziehen: Die Posterbezüge sind eine Menge kniffliger Arbeit. Außerdem führen die komplizierten Formen der Holzteile auch bei den Polstern zu zusätzlichem Aufwand.
Zudem müssen ja nicht nur die Polster unserer beiden Sitzplätze passen, sondern zusammen mit den Polstern für abends im Cockpit soll eine ausreichend bequeme Liegefläche für einen Segelgast ermöglicht werden.
Auch der Vorhang zwischen Salon und unserer Schlafkajüte ist fertig.
Juni 2020
Im Aldi-Sonderangebot finden wir Sommerdecken, Kopfkissen und Spannbettücher für nur ein paar Euro. Das erscheint uns eine geeignete Lösung. Wir haben jetzt genug Platz, um für kalte Nächte die Daunenschlafsäcke zusätzlich mitzunehmen. Die Spannbettücher funktionieren am besten, wenn man sie in etwa auf die Matratzenabmessungen zusammenzieht und die Öffnung vom Fußende her zu ungefähr 3/4 zunäht. Dann passen sie gut und die Restöffnung reicht zum überziehen. Das sieht dann so ähnlich wie ein Mumienschlafsack aus.
Der Stilkundige erkennt am Muster die Bettbezüge als 70er-Jahre Aussteuerteile.
Mittsommer in Ditzingen in Vorfreude auf die schwedischen Schären.
Juli 2020
Jetzt werden die bisher provisorisch ausgeführten Bauteile der Mastlegevorrichtung durch die endgültigen Ausführungen ersetzt.
Ein kritischer Punkt ist die Mastlagerung selbst. Meine Einschätzung war zu Beginn der Umbauarbeiten, dass der es vorhandene Platz unterhalb des Baumbeschlags nicht erlaubt, die Drehlagerung hier in der richtigen Höhe anzubringen. Daher nahm ich die Schwächung des Mastprofils durch eine Querbohrung in Kauf. Das axiale Flächenträgheitsmoment beträgt jetzt hier noch 52 cm4 und liegt damit immer noch um fast 50 % über den im Bauplan geforderten 35 cm4. Allerdings ist es gegenüber dem unbeeinträchtigten Profil mit 69 cm4 ein örtlicher Rückgang um etwa 25 %. Zudem ist die Stelle noch in unmittelbarer Nähe der Baumbefestigung, wo eine Querkraft einwirkt, die durch den Baumniederholer hevorgerufen wird.
Zum Ausgleich wird dieser Bereich durch ein Aluminiumrohr mit 4 mm Wanddicke von innen verstärkt. Es reicht nach oben am Baumbeschlag vorbei bis zum ersten Fallenaustritt. Im Querbohrungsbereich wird der Querschnitt komplett massiv ausgeführt.
Der Außendurchmesser passt so in das Mastprofil, dass es links und rechts etwas vor der breitesten Stelle und hinten an der Segelnut berührt und gerade noch eingeschoben und verschraubt werden kann.
Das Kabel für die Positionslampe passt noch gut dahinter vorbei.
Die Maststütze sieht jetzt auch präsentabel aus. Das provisorische Teil findet im nächsten Winter den Weg in den Kaminofen.
Hier sind u. a. die beiden in der Mastnut gleitend gelagerten Streben zu sehen, die das Schwanken des Masts während des Aufstellens begrenzen sollen. Eine sinnvolle Lösung mit Streichwanten war nicht möglich, da der Drehpunkt durch das Steuerhaus sehr weit oben liegen musste. Es scheint recht brauchbar zu funktionieren. Zusammen mit dem Jüttbaum passen alle Teile in den langen Stauraum unter dem Cockpit.
Der Anstrich der Bodenbretter in "donaublau" ist einer der letzten Umbauschritte für die Saison 2020.
August 2020
Diesen Monat liegt nicht mehr viel an. Die Transportauflagen für Mast und Fockrollvorrichtung werden noch komplettiert. Außerdem ersetze ich die alten Anzeigeinstrumente durch einen Simrad-Kartenplotter und einen passenden Echolotgeber. Wir sind noch Einzelinstrumente und Hand-GPS gewöhnt und finden es toll, was im Elektronikbereich inzwischen Standard ist. Das Echolot soll bis zur 8-fachen Wassertiefe nach vorne schauen können, für den später geplanten Innensteuerstand reicht das Tablet als voll funktionales Tochterinstrument, wenn in der Kajüte das Mobiltelefon klingelt, poppt im Cockpit eine Meldung auf, usw. usw. Mal sehen, ob alles in der Praxis dann auch so funktioniert. Aber dazu müssen wir noch auf das Zugfahrzeug warten. Die allgemein als chaotisch bekannte Pössl-Serienanlaufsplanung und Corona sorgen hier für eine schwer abschätzbare, zusätzliche Wartezeit. Wer weiß wozu es gut ist. Die ersten Manöver mit dem neuen, ungewohnten Boot fahren sich bestimmt entspannter im herbstlich leeren Hafen als während des hochsommerlichen Gedränges.
September 2020
Der neue Campingbus ist da und so fahren wir diesen Monat noch mit dem Trailer zum TÜV. Unglaublich, dass schon wieder zwei Jahre vergangen sind.
Oktober 2020
Nachdem schon im Sommer der Jahrestörn der Diabolo-Freunde wegen Corona abgesagt werden musste, wollten wir wenigsten der Herbst zu einem Probetörn auf dem Ijsselmeer nutzen. Aber inzwischen ist ringsum alles Risikogebiet und es drohen Quarantäne und viele andere Unannehmlichkeiten. Da auch das Wetter nicht wirklich lockt, wird wohl demnächst die Winterplane aufgezogen und eben aufs nächste Frühjahr gewartet. Zwar ist mir nicht langweilig, da ich bereits mitten im individuellen Ausbau des Campingbusses bin. Aber ich hätte eigentlich nicht geglaubt, das ich in meinem ersten komplett berufsarbeitsfreien Jahr keine einzige Seemeile segeln würde.
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