April 2019
Ende März kommt die Winterplane wieder weg.
Der alte, deckshohe Mastfuß wird entfernt und die Maße für den neuen abgenommen. Es soll möglich sein, den Mast unterwegs ohne fremde Hilfe zu legen und aufzustellen. Wegen des vorgesehenen Steuerhausaufbaus muss der Drehpunkt entsprechend hoch liegen.
Statt wie häufig zu sehen als offenes U-Profil, wird der Fuß als Rechteckrohr hinter dem Mast ausgeführt. Das etwa 20-fache polare Trägheitsmoment bei kleinerer Wanddicke und entsprechend niedrigerem Gewicht lassen mich eventuelle Nachteile bei der Führung der Reffleinen in Kauf nehmen.
Nach einigen Stunden Flexen, Bohren und Feilen kann das Teil auf die vorbereitete Standfläche montiert werden.
Da ich das Boot noch nie aufgeriggt gesehen habe, bin ich entsprechend erleichtert, als alles zusammenpasst und das Mastaufstellen sofort problemlos klappt.
Mai 2019
Der Monat beginnt mit Geld ausgeben: Holz, Fockrollanlage und sonst noch einige Kleinigkeiten.
Außerdem werden mit einer Holzattrappe die zukünftigen Kajütabmessungen abgestimmt:
Im Vergleich zum bisherigen harmonischen und schön gestreckten Gesamtbild wird es optisch etwas gewöhnungsbedürftig werden. Aber es hilft nichts. Meine zweite Meniskusoperation in diesem Winter zeigte mir unmißverständlich, dass dauerndes Hocken und Knien nichts mehr für mich ist.
Jetzt gibt es kein zurück mehr, das Kajütdach ist weg. Bei der Demontage wird mir wieder bewusst, wie sauber und solide Ole Ehlert gearbeitet hat. Ich werde mich ziemlich anstrengen müssen, damit der Unterschied nicht gar zu augenfällig wird.
Juni 2019
Der Kajütausbau ist wie erwartet recht aufwändig, schreitet im Mai und Juni aber zügig voran.
Mit jedem Arbeitsschritt wird das kistenartige Aussehen immer schiffsähnlicher. Vielleicht gewöhne ich mich auch nur dran.
Am Kajütaufbau geht es erst wieder weiter, wenn die Steuerhausfenster geliefert werden.
Um optimale Kopffreiheit bei begrenzter Aufbauhöhe zu erhalten, ist das Kajütdach ohne innenliegende Längs- oder Queraussteifungen aufgebaut. Die Sandwichbauweise mit 8 mm Okume-Sperrholz auf der Druckseite, 390 g/mm2 Glasgewebe auf der Zugseite und dazwischen Schaumstoff Divinycell H80 ist bei 25 mm Bauhöhe ausreichend stabil.
Juli 2019
Während die beauftragten Fenster fürs Steuerhaus angefertigt werden, mache ich an der 2-Personen-Dinette an Backbord weiter. Auch im Zeitalter von CAD und Simulationstools sind dafür Pappschablonen und Probesitzen immer noch die besten Dimensionierungsmethoden.
Diese Woche brachte der Paketdienst die Fenster. Die Frontfenster sind aus 6mm Sicherheitsglas, da der Anbau eines Scheibenwischers möglich sein soll. Die übrigen sind aus Gewichtsgründen in 6mm Makrolon ausgeführt. Ich bin mit der Ausführung zufrieden und alle gemessenen Winkel kommen auch ganz gut hin. Jetzt sieht der Aufbau eindeutig nicht mehr nach Kiste, sondern schon sehr deutlich nach Schiff aus.
August 2019
Im August waren auf der Werft zwei Wochen Betriebsferien. Statt mit Sägen und Kleben verbrachte ich die Zeit beim Diabolo-Jahrestörn auf dem Achterwasser.
Danach wurde wieder mit neuem Schwung gepinselt.
Wegen der witterungsabhängigen Baustelle nutze ich die schönen Spätsommertage um die Kajüte wieder geschlossen zu bekommen. Der Anstrich der Außen- und Innenfächen ist Voraussetzung, um die Fenster einsetzen zu können. Wie zu sehen, ist außen schon alles weiß und aktuell bin ich an den Innenseiten. Obwohl ich beim heutigen Innenanstrich nirgens bewusst angestoßen bin, musste ich nachher einige weiße Haarstränen auswaschen. Demnach habe ich die Stehhöhe des Steuerhauses genau richtig ausgelegt.
September 2019
Der Herbst rückt näher, und so langsam sollte das Boot wieder wettefest werden. Die Lewmar-Katalogfenster werden mit Sikaflex 291i eingedichtet.
Die Steuerhausfenster sind Sonderanfertigungen, die mit einer Flachdichtung versehen sind. Eigentlich könnte ich den Hersteller "Schiffsfenster.Direct" uneingeschränkt weiterempfehlen, doch leider hat sich der Inhaber inzwischen zur Ruhe gesetzt. Meine Fenster waren einer der letzten Aufträge, die er noch abgearbeitet hat.
Der Niedergangsbereich kann jetzt auch wieder geschlossen werden. Durch das hohe Steuerhausdach würde ein Steckschott aus unpraktisch großen Platten bestehen. Außerdem ist der Baum (und auch der umgelegte Mast) nicht weit darüber und würde eine Führung z. b. mit seitlichen Stiften erfordern um es überhaupt herausziehen zu können. Daher erscheint mir eine Flügeltür praktischer.
Oktober 2019
Geschlossen bieten die beiden Fenster den Überblick nach hinten, geöffnet die Niedergangsöffnung.
Eigentlich hätte ich gerne mit dem Cockpitbereich weitergemacht. Aber dabei bin ich sehr vom passenden Wetter abhängig und daher ist jetzt im Herbst der Innenausbau der Kajüte sinnvoller. Dabei können außerdem auch Bauteile vorbereitet werden, um die Winterzeit für Lackierarbeiten zu nutzen.
Die Höhe des Steuerhauses erlaubt für Spüle und Kochstelle eine rückenfreundliche Arbeitshöhe von etwa 86 cm.
Neben reichlich Staumöglichkeiten ist unterhalb der Stb-Cockpitbank noch eine Kompressor-Kühlbox vorgesehen. Die Trennung des vorderen, geschlossenen und hinteren, oben offenen Stauraums unter der Mitte des Zweiflammenkochers sieht etwas merkwürdig aus. Aber so steht bei Bedarf mit ein paar Handgriffen eine 2 m lange Hundekoje zur Verfügung.
Auf der Backbordseite nimmt parallel dazu die 2-Personen-Dinette Gestalt an. Die Tischgröße wurde für das übliche Seekartenformat bemessen und reicht damit wenn nötig auch für eine dritte Person. Die Sitzplätze lassen sich in eine 1,9 m lange Gästekoje umbauen.
Trotz des im Vergleich zum Original etwas breiteren Kajütaufbaus ist der Platz für den vorderen Sitzplatz eingeschränkt. Der Kielkasten ist hier eine unverrückbare Begrenzung für den Durchgang zum Schlafbereich und man merkt auch deutlich, dass der Rumpf hier schon schmaler zu werden beginnt. Zudem muss der Aufbau hier stabil genug bleiben um die Querkräfte des Ballastkiels übertragen zu können.
Um dennoch eine bequeme Sitzposition am Tisch mit genug Ellbogen- und Schulterfreiheit zu haben, ohne die Durchgangsbreite dauerhaft einzuschränken, kann der Sitz seitlich um etwa 20 cm verschoben werden.
November 2019
Inzwischen ist es November und zu kalt für Epoxidharz-Veklebungen. Aber bis zur Winterpause kann ich noch ein bisschen an den Decksbeschlägen weitermachen.
Die Fallen, Reffleinen usw. finden wie vorgesehen wieder ihren Weg in Richtung Cockpit. In dieser Hinsicht soll es es ja trotz Steuerhaus ein richtiger Segler bleiben.
Der Winter kann kommen, seit heute ist das Boot wieder wetterfest verpackt und wartet auf eine spannende, nächste Saison. Die Änderungen sind doch recht weitgehend und die meisten Konstruktionsmerkmale konnten nur abgeschätzt oder ähnlich zur vorherigen Dimensionierung ausgeführt werden. Dabei ist auch zu beachten, dass sich der Gewichtszuwachs in Grenzen halten soll. Letztlich werde ich erst nächstes Jahr bei einer Probefahrt feststellen können, ob alles so hält und funktioniert, wie ich es mir vorstelle.
Dezember 2019
In der geheizten Werkstatt lackiere ich alle bisher vorhandenen, herausnehmbaren Teile der Inneneinrichtung.
Außerdem lasse ich vom Segelmacher das Vorliek der Fock auf das neue Rollerprofil anpassen.